Der Atem, unser Lebenselixier - geht doch ohne ihn gar nichts mehr. Gleichzeitig passiert unsere Atmung meist völlig unbemerkt, ganz automatisch. Das ist ja auch gut so. Wenn wir über jeden Atemzug nachdenken müssten, wie das nochmal geht – dieses Ein- und Ausatmen - dann hätten wir kaum noch Kapazitäten frei, irgendetwas anderes zu tun, atmen wir doch pro Tag ungefähr 23.000 mal ein und aus.
Doch so passiert es auch häufig, dass wir ziemlich schnell und flach nach Luft schnappen. Gerade wenn wir im Stress sind – und das ist in unserer Gesellschaft ja auch zu einem Alltagsding geworden, dieser Stress - beschleunigt sich unser Luftholen, dadurch auch unser Herzschlag und unsere Verdauungstätigkeit reduziert sich stark.
Wenn wir allerdings langsam und tief atmen, können wir diese Funktionen und ganz allgemein unser Nervensystem, dass an sich autonom abläuft, direkt beeinflussen und so bewusst dafür sorgen, dass unser ganzes Körpersystem herunterfährt und sich entspannt.
Tiefe Atmung bedeutet, dass wir ihn bis hinunter zu unserem Unterbauch strömen lassen, bei jedem Einatmen wölbt sich unsere Bauchdecke, bei jedem Ausatmen senkt sie sich wieder. Im Qigong nennen wir diesen Bereich in Höhe des Unterbauchs „Dantien“ oder auch Energiezentrum, da hier, vor allem in den Nieren, unsere gesamte Lebensenergie gespeichert ist, die es zu bewahren gilt, um so lange und so gut wie möglich zu leben.
Insgesamt ist bekannt, dass wir dadurch, dass wir tief und langsam die Luft in uns aufnehmen, wir mehr Sauerstoff in unsere Zellen lassen und gleichzeitig unser Zwerchfell sich bewegt, was wiederum dazu führt, dass unsere inneren Organe wie massiert werden. Und genauso wie sehr viele von uns es genießen, wenn sie eine wohltuende Massage bekommen, tun dies unsere Organe auch - werden sie dadurch doch in angenehme Bewegung gebracht, besser durchblutet und somit immer motivierter, ihrer jeweiligen Arbeit nachzugehen. Dies wiederum kommt uns selbst natürlich sehr zu Gute - denn wenn unser Inneres stimmt, strahlen wir das auch nach außen aus, sind den Tag über viel mehr in unserer Kraft und können abends entspannter in einen regenerierenden Schlaf finden.
Im Qigong üben wir dieses langsame Atmen mit jeder Übung, da wir ihn mit den jeweiligen Bewegungen verbinden. Und viele merken dann überhaupt erstmal, wie tief ihr Unterbauch tatsächlich sitzt (und nicht, wie die ganze Zeit angenommen, oben im Brustkorb 😉). Und das Schöne ist, endlich ist es mal gewollt, dass der Bauch sich in seiner vollen Pracht entfalten darf, da er doch sonst den ganzen Tag über eingezogen wird, damit er flacher aussieht, in die Hose passt oder ganz angespannt unsere fehlende Rückenmuskulatur auszugleichen versucht (diese trainieren wir bei unseren Übungen übrigens auch gleich mit).
In der chinesischen Medizin gibt es zusätzlich noch die Auffassung, dass wir mit einer bestimmten Anzahl an Atemzügen auf die Welt kommen und wenn diese Zahl aufgebraucht ist, dann haben wir auch unser Leben aufgebraucht. Wenn das nicht mal ein wirklich sehr guter Grund ist, immer mal langsam zu machen und lieber nur 10 statt 15 Atemzüge pro Minute zu nehmen (wenn wir dies auf den Tag hochrechnen macht das einen Unterschied von 18.000 Atemzügen, auf das Jahr gesehen sind es über 6 Millionen!).
Wenn wir uns in der Tierwelt mal umschauen, könnte sich die These der Chinesen bestätigen. Die Tiere, die am langsamsten atmen, sind die, die auch am ältesten werden – Schildkröten und Elefanten. Und von ihnen können wir ganz allgemein einiges über Ruhe und Gelassenheit lernen, doch das ist nochmal ein anderes Thema.
In diesem Sinne, falls Du es bis jetzt noch nicht getan hast, schließe Deine Augen, atme ein paar Mal ganz tief ein und aus, spüre die Luft in Dich hineinströmen, lausche in Deine Umgebung und lass die Bilder und Gedanken in Deinem Kopf sich entschleunigen. Lass Dich überraschen, was geschieht, wenn du so Dein System mehrmals am Tag einfach mal etwas herunterfährst.
Und erinnere Dich jeden Tag immer mal wieder gerne daran – schnappst Du noch nach Luft, oder atmest Du schon?
Alles Liebe und Amituofo,
Martina

