„Qigong…mmmh, ich habe da schonmal von gehört, aber ich weiß nicht so richtig, was man da wirklich so macht.“ Diese Aussage, oder so ähnlich, bekommen wir sehr häufig zu hören, wenn wir davon erzählen.
Qigong – ja, was ist das eigentlich? Auch wenn es im Allgemeinen ähnlich wie Ski-Gong ausgesprochen wird und somit an Wintersport erinnern könnte, muss sich dabei weder jemand auf zwei Bretter stellen, noch irgendwelche Glöckchen läuten. 😉
Wenn wir beschreiben, dass wir in unseren Stunden langsame Bewegungen mit der Atmung koppeln, entsteht eine kleine Idee im Kopf, was es sein könnte, und dennoch können es viele nicht greifen. Womit dies zusammenhängt? Vielleicht gerade, weil wir hier im Westen nichts Vergleichbares haben. Unser Gehirn sucht ja immer danach, Neues in bekannte Schubladen zu stecken, bzw. können wir nur eine Vorstellung von etwas entwickeln, wenn wir schon irgendeine Erfahrung in ähnlicher Richtung gemacht haben.
So kann sich mittlerweile unter Yoga so ziemlich jeder etwas vorstellen, selbst wenn er / sie noch nie in einer Yogastunde war. Doch die ein oder andere Übung kennen wir meist trotzdem von früher. Denn, auch wenn Yoga weit mehr kann, haben wir so manche Form früher schonmal in irgendeiner Sport- oder Gymnastikstunde beim Dehnen kennengelernt, auch wenn sie da nicht so poetische Namen hatten.
Also, langsame Bewegungen mit der Atmung verbinden – da haben die meisten noch nicht viele, wenn sogar noch gar keine Erfahrung mit gemacht. Und es kann auch gleich noch eine andere Hürde im Kopf entstehen – bei einigen springt schon bei dem Wort „laaaangsaam“ der Alarmknopf im Kopf an. Wollen wir doch meist schnell, kraftvoll und dynamisch durch die Welt marschieren. Für "langsam" haben wir keine Zeit und außerdem ist das dann bestimmt nur für ältere Menschen.
Doch langsam bedeutet nicht gleichzeitig langweilig, ganz im Gegenteil. Durch die Langsamkeit bekommen wir uns und unseren Körper überhaupt erstmal mit. So, wie wenn Du durch Deutschland reist. Du kannst mit dem Flieger von München nach Berlin fliegen. Dann bist du schnell dort, doch von Deutschland hast Du recht wenig gesehen. Wenn Du mit der Bahn fährst, bekommst Du schon etwas mehr von der Umgebung mit. Doch wenn Du zu Fuß läufst - ja, das könnte etwas dauern - aber Du siehst jede einzelne Blume am Wegesrand, kannst die verschiedenen Geräusche der Umgebung wahrnehmen, atmest die frische Luft ein und spürst sie auf Deiner Haut. Jede einzelne Witterung bekommst Du mit und merkst, wann Du Dich dicker anziehen musst, vielleicht sogar mit Regenschutz und wann Du, von der Sonne gewärmt, manche Hülle fallen lassen kannst.
Und so in etwa ist es mit Qigong. Je länger Du es machst, umso mehr bekommst Du von Dir und Deinem Körper mit. Vielleicht fragst Du Dich, was hier genau der Nutzen ist?
Durch das achtsame Bewegen Deines Körpers erkennst Du vielleicht das erste Mal wirklich, wo Deine Verspannungen sitzen, kannst sie bewusst wahrnehmen und dann nach und nach wieder locker werden lassen. Deine Gedanken werden mit jeder Übung langsamer und hören vielleicht sogar ganz auf, da Du so auf die Übung konzentriert bist, dass in diesem Moment gar kein Raum für andere Themen, Probleme oder Sorgen bleibt. Je häufiger Du Qigong praktizierst, desto harmonischer kann es dadurch in Dir und Deinem Körper werden. Du kannst frühzeitiger erkennen, wo es eventuell hakt und kneift und kannst präventiver entgegensteuern, bevor sich Krankheitssymptome überhaupt erst manifestieren und verankern. Qigong ersetzt keine Arztbehandlung, kann aber doch einiges Wertvolles für Deine Gesundheit tun. Entstehen doch zur heutigen Zeit die meisten Krankheiten aufgrund von Stress und unserer rasanten Lebensführung, wie gut uns da doch etwas Entschleunigung und Entspannung tun können.
Qigong ist weder Ausdauersport, wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren, Qigong ist kein Krafttraining wie in einem Studio an Geräten, Qigong ist kein Figur-Shaping, wie bei vielen anderen Fitnesskursen. Und gleichzeitig kann Qigong Deine Ausdauer und Durchhaltevermögen erhöhen – da Deine körpereigene Energie gefördert wird und Du eine neue Form der Geduld kennen lernst. Es kann Deine Kräfte mobilisieren, da Du eine innere Stärke entwickeln, resilienter und gleichzeitig auch gelassener durch das Leben gehen kannst. Und es wird Deine Schönheit unterstreichen und hervorholen, da Du mehr und mehr bei Dir ankommen, ausgeglichener und entspannter werden kannst.
Was meinst Du, mit welchen Menschen Du Dich lieber umgibst? Mit den stressgeplagten, angespannt-nölenden Wutzapfen oder den in sich ruhenden, freudvollen und zuversichtlichen Happy-People?
Qigong – am besten bekommt man es nicht erklärt, am besten probiert man es einfach aus. Und das Schöne ist, es gibt kein Unterschied zwischen „Anfängern“ und „Fortgeschrittenen“, jeder setzt da an, wo er / sie gerade steht, denn bis auf ein paar Kleinigkeiten, gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern einfach „Machen“. Wie Erich Kästner schon sagte: „ Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Und Qigong ist immer eine gute Idee.

